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27
Nov

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Podiumsdiskussion: Kann Migration den Fachkräftemangel in deutschen Betrieben lindern?

Dies war der Fokus auf der Podiumsdiskussion zum Thema „Migration und Fachkräftemangel“ am 19.11 2024, zu dem das Konrad-Klepping Berufskolleg verschiedenste Partnerbetriebe sowie drei Klassen eingeladen hatte. Organisiert wurde sie in Zusammenarbeit mit dem Straßenkinderprojekt Shangilia, das Kindern aus den Slums von Nairobi ein Zuhause, schulische Bildung und Vermittlung in Ausbildungen bietet.

Aus verschiedensten Perspektiven wurde das komplexe Problem erfolgreich beleuchtet: es ging sowohl um Migrantinnen und Migranten, die bereits in Dortmund leben, als auch um solche die durch Maßnahmen wie dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz von 2020 oder dem Migrationsabkommen mit Kenia gewonnen werden wie auch um solche, die für eine Ausbildung in Deutschland vermittelt werden. Gedolmetscht wurde er von den Lehrerinnen Sabine Klar und Silvia Disse.

Der Schulleiter von Shangilia Japhet Njenga verdeutlichte an der Situation von Jugendlichen in Kenia, verschiedene Gründe für eine Migrationsmotivation wie z. B. die hohe Armut, eine Jugendarbeitslosenquote von 30% und die mangelnde Bereitschaft von Betrieben, selbst ausgebildete Menschen aus den Slums zu beschäftigen.

Aus dieser Situation heraus entwickelte Anja Faber von Shangilia Deutschland e.V. die Idee Kenianer in deutschen Betrieben zu qualifizieren und ihnen hier eine Bleibeperspektive zu eröffnen. Schließlich erlebte sie auf der anderen Seite den Fachkräftemangel jeden Tag aufs Neue in dem Krankenhaus, in dem sie als Physiotherapeutin arbeitet. Sie gründete die Vermittlungsagentur SpringboardKenia, in der junge Menschen zunächst in Praktika oder Helferberufe vermittelt werden, um sich dann fachlich zu qualifizieren und bereits vorhandene Sprachkenntnisse zu verbessern. Den Betrieben wird dadurch auf eine finanzierbare Art ermöglicht, die unterschiedlichen Ausbildungsstände zwischen Kenia und Deutschland anzugleichen. Darüber hinaus werden die Arbeitskräfte auch in persönlichen und sozialen Fragen wie z.B. der Wohnungssuche begleitet.

Alexander Sölter, Bereichsleiter der Agentur für Arbeit in Dortmund, machte deutlich, dass selbst bei Vollbeschäftigung Deutschland und auch Dortmund auf die Einwanderung von Arbeitskräften angewiesen sind, um dem demografisch bedingten Rückgang des Erwerbspersonenpotentials in den kommenden 10 Jahren entgegen zu wirken und nachteilige Auswirkungen auf unsere Sozialversicherungssysteme zu verhindern. Er verwies darauf, dass zwar schon viele Abläufe zwischen den am Prozess Beteiligten verbessert wurden, aber es beispielsweise durch effektivere Digitalisierung noch deutlich mehr Optimierungsmöglichkeiten hinsichtlich der Abstimmungsprozesse und der Verzahnung der Akteure gibt.
Frau Fischer, Geschäftsführerin von TRD-Reisen Fischer, gab Einblicke in gelungene Integration von Migrant*innen in ihren Betrieb. Gegenseitiger Respekt und eine gute Begleitung auch bei Fragen wie z. B. der Wohnungssuche sind für sie wichtige Bestandteile. In ihrem Betrieb arbeiten immerhin 180 Mitarbeiter aus 30 Nationen.

Die Auszubildenden Eva Schramowski und Jan Wessollek von der EDG Dortmund begleiteten die Diskussion als Vertretung der anwesenden Auszubildenden mit kritischen Fragen und engagierten Kommentaren. Sie wurden aber auch tatkräftig vom anwesenden Publikum kräftig unterstützt. Gibt es genug Unterstützung seitens der Berufsverbände, staatlicher Institutionen und auch der Gesellschaft?

Einig war man sich darin, dass es noch immer eine Reihe von Schwierigkeiten wie die Sprachkenntnisse oder bürokratische Hemmnisse wie die Anerkennung von Abschlüssen gibt, die es organisatorisch und finanziell zu lösen gilt. Kritisch angemerkt wurde auch, dass nicht vorrangig große Vermittlungsagentur unterstützt werden sollten. Frau Faber machte darüber hinaus darauf aufmerksam, dass jede und jeder sich neben der notwendigen gesellschaftlichen Unterstützung für das Gelingen von Integration einsetzen kann, indem man z.B. mit den ausländischen Kolleg*innen etwas unternimmt, gemeinsam Essen zubereitet etc.

Die Veranstalter zeigten sich mit der beherzten Diskussion und der gegenseitigen Verzahnung der Perspektiven hochgradig zufrieden.